Als Natursteinpflaster (aus dem Latein = plastrum), im Volksmund auch Kopfsteinpflaster oder Raubettpflaster genannt, wird ein Bodenbelag im Straßenbau und Wegebau bezeichnet. Meist aus Granit und lediglich im Altertum aus Marmor, erfreut ich dieser Straßenbelag heute wieder großer Beliebtheit.
Das Natursteinpflaster besteht aus den eigentlichen Granit-Pflastersteinen, die in einer Pflaster-Sandbettung liegen. Darunter befindet sich wiederum eine Tragschicht. Pflastersteine werden aus Naturstein, Granit, Beton und sogar Stirnholz hergestellt. Grant-Natursteinpflaster eignet sich zur Befestigung von innerstädtischen Straßen, Fußwegen, Radwegen, Parkplätzen und Flächen mit hohen gestalterischen Ansprüchen wie z.B. Fußgängerzonen oder andere öffentliche Plätze.
Verlegung: Die Verlegung von Granit-Natursteinpflaster ist meist Handarbeit. Das Verlegen mit maschineller Unterstützung ist bei einigen Granitpflaster-Arten jedoch möglich. Zuständig für Planung und Verlegung ist der Landschaftsgärtner, Straßenbau oder auch Steinsetzer. Pflasterarbeiten führen nur dann zu einem dauerhaften und guten Ergebnis, wenn gewisse Regeln beachtet werden. So ist grundsätzlich auf eine ausreichende Tragfähigkeit des Natursteinpflaster-Unterbaus zu achten, damit keine Setzungen und Verdrückungen entstehen können. Eine ausreichende Entwässerung der Natursteinpflaster-Fläche zu gewährleisten um winterliche Frostschäden und das Auswaschen des Unterbaus zu vermeiden.
Entwässerung: Je nach Verwendungszweck und Anforderung kann die Kopfsteinpflaster-Fläche in verschiedenen Arten ausgeführt werden. Bei der Ausführung ist im Vorfeld jedoch zu überlegen, ob die Natursteinpflaster-Fläche Regenwasser abhalten und horizontal bzw. leicht abfallend weiterleiten, oder ob sie wasserdurchlässig bzw. versickerungsgeeignet sein soll. Die Art des Untergrundes muss dementsprechend vorbereitet werden.
Wasserdurchlässige Verlegung: Diese auch unter dem Namen Sickerpflaster oder Ökopflaster bekannte Natursteinpflaster-Verlegeart geht einen völlig neuen Weg in der Natursteinpflaster-Bautechnik. Der Grundsatz, anfallendes Oberflächenwasser möglichst schnell abzuleiten und damit ein Eindringen in die Natursteinpflaster-Konstruktion zu verhindern, wird bei dieser Technik fallen gelassen. Ziel der wasserdurchlässigen Verlegung ist es, das Oberflächenwasser ohne Umwege durch das Pflaster hindurch in den Untergrund zu versickern. Eine Versickerung kann dabei entweder nur durch die Fugen, aber auch durch wasserdurchlässige Pflastersteine erfolgen. Zwischen den Pflastersteinen ist häufig die Ausbildung einer so genannten Fugenvegetation erwünscht. Der Natursteipflaster-Unterbau muss auf die Sickereigenschaft abgestimmt sein und muss sich filterstabil verhalten. Der Feinkornanteil mit einer Korngröße kleiner als 0,06mm sollte zu diesem Zweck nicht mehr als 3 bis 5 Massen-% aufweisen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Sickerfähigkeit dieser Verlegung über die Jahre abnimmt, da ein stetiges Zusetzen der Fugen und Steine mit Feinstteilen und Staub erfolgt. Um diesen Effekt zu verlangsamen, sollte der Einsatz von sickerfähigen Natursteinpflaster-Flächen nur im Bereich von schwach belasteten Pkw-Stellplätzen, Radwegen, Gehwegen oder selten befahrenen Straßen (beispielsweise Feuerwehrzufahrten) eingebaut werden.
Flüssigkeitsdichte Verlegung: Keine der oberen Natursteinpflaster-Bauweisen lässt sich vollkommen dicht in Bezug auf Flüssigkeit ausführen. Selbst bei Natursteinpflaster-Flächen mit verfestigten Fugen kann Flüssigkeit in feine Risse eindringen. Aus dieser Problematik heraus wurde eine Pflaster-Verlegetechnik entwickelt bei der weder die einzelnen Pflastersteine noch die Pflaster-Fugen verunreinigtes Wasser, Kraftstoffe oder andere umweltschädigende Flüssigkeiten ins Erdreich gelangen lässt. Diese Verlegeart ist in der Regel an Abfüllanlagen dieser Flüssigkeiten einzubauen (beispielsweise an Tankstellen). Deren Tauglichkeit ist jedoch durch eine behördliche Zulassung zu bestätigen.
Ausgeführt wird diese Bauweise mit Hilfe von großformatigen Betonplaster-Platten, deren Pflaster-Fugen durch eine tiefliegende Verzahnung und eine dauerelastischen Dichtung langfristig dicht gehalten werden. Nur zugelassenen Fachbetrieben ist der Einbau von flüssigkeitsdichten Pflaster-Belägen gestattet.
Geräuschbildung: Natursteinpflaster-Beläge, darunter besonders großsteinig angelegte Natursteinpflaster mit breitem Fugenabstand, verursachen in Bezug auf Straßenverhekr einen erhöhten Geräuschpegel. Gegenüber einer normalen Asphaltfläche ist eine Geräuschpegel-Erhöhung von 3 bis 6 dB feststellbar (gemessen bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h). Das ist nicht unerheblich wenn man bedankt, dass ca. 20% aller Fahrbahnen auf innerörtlichen deutschen Straßen eine Natursteinpflaster-Decke haben. Naturstein-Anfahrtswege zu Privatgrundstücken sind hier nicht berücksichtigt.
Geschichtliches: Die Möglichkeit eine Straße oder einen Weg zu pflastern ist schon lange bekannt. So lassen Reste von erhaltenen Natursteinpflaster-Flächen aus Mesopotamien auf die Entstehung der Natursteinpflaster-Verlegetechnik um das Jahr 4000 v.Chr. schließen. Auch von den Ägyptern und den Babyloniern wurden Natursteinpflaster-Wege für den Transport von Waren gebaut. Dies belegt beispielsweise eine Prozessionsstraße in Babylon, welche im 7. Jahrhundert v.Chr. verlegt wurde.
Zur Zeit des Römischen Reiches wurde die Natursteinpflaster-Verlegetechnik weiter perfektioniert und ein tragfähiger Unterbau entwickelt. Die Arbeiter verlegten Natursteine aus Basalt, Granit, Marmor oder auch Kalkstein in wildem Verband und bauten eine Querneigung zur Entwässerung der Natursteinpflaster-Fahrbahn ein.
Nach dem Fall des Römischen Reiches trat die Bedeutung des Pflasterbelag in den Hintergrund, lediglich die Gassen und Plätze in europäischen Städten wurden mit dem Naturstein-Belag ausgestattet. Erst mit der Zunahme des Straßenverkehrs und dem Anwachsen der Städte rückte der Naturstein-Pflasterbau wieder in den Vordergrund. So wurden Mitte des 19. Jahrhunderts erste Richtlinien zum sachgemäßem Einbau von Straßenpflaster erstellt, deren grundlegenden Aussagen noch heute Gültigkeit besitzen.
Vor der Erfindung der Beton-Pflastersteine standen nur Pflastersteine aus natürlichen Vorkommen (Steinbruch, Flussbett, Findlinge) zur Verfügung. Fehlten solche Vorkommen wie beispielsweise in Norddeutschland oder in den Niederlanden, wurden Steine aus Klinker gefertigt. Verdrängt wurden diese beiden Materialien von dem revolutionären Baustoff Beton, der Ende des 19. Jahrhunderts durch die Verbilligung des Zements bezahlbar wurde. Die exakte Maßhaltigkeit und die mögliche Formenvielfalt sowie der geringe Preis sorgten dafür, dass sich Betonpflaster anteilsmäßig zum meistverwendeten Pflasterbelag entwickelte. Die Bedeutung von Pflasterbelägen allgemein ging jedoch im ersten Teil des 20. Jahrhunderts zurück, da durch die Verbreitung des Kraftfahrzeugverkehrs ebene und tragfähigere Teer- und Asphaltstraßen gebaut wurden. Erst Ende des 20. Jahrhunderts gewann das Natursteinpflaster wieder an Ansehen und wurde vermehrt in Fußgängerzonen, Altstadtbereichen und auf Plätzen angelegt.